Munkácsy (Lieb) Mihály
(Munkács, 1844. - Endenich, 1900.)

Maler, bedeutendster Vertreter der nationalen ungarischen Malerei des 19. Jahrhunderts, einer der größten Gestalten des kritischen Realismus. Nach dem frühen Tod der Eltern wuchs er als Waisenkind in dem Hause seines Onkels, István Reök, der das zehnjährige Kind in die Lehre bei einem Tischlermeister schickte. Nach dem Erwerb des Gesellenbriefes arbeitete Munkácsy in Arad und machte hier Bekanntschaft mit der Literatur. Aus dieser Periode stammen seine ersten Zeichnungen. 1863 malte er sein erstes Gemälde (Brieflesen), das er in Pest Antal Ligeti und Mór Than zeigte. 1866 wurde er von einer schweren Augenkrankheit angegriffen, er hielt sich während seiner langsamen Genesung abwechselnd in Pest und in Törökbálint auf und reiste dann mit der Unterstützung seiner Patronen nach München. Ein Jahr lang war er Schüler von Sándor Wagner, der aus Ungarn stammte, doch einen noch größeren Einfluss auf ihn hatte die Kunst von W. Kaulbach bzw. zwei deutsche Barbizonisten, D. Schleich und A. H. Lier. 1867 erhielt er ein staatliches Stipendium. Er verließ die Akademie und ließ sich in die Privatschule der Gebrüder Adam einschreiben, wo er Freundschaft mit W. Leibl schloss. Den Rat von Ligeti folgend zog er 1868 nach Düsseldorf, hier schuf er großformatige Genre- und Sittenbilder. Einen weltweiten Erfolg erzielte er mit dem Gemälde Siralomház (1870). In den 1870er Jahren wandte sich sein Interesse von dem kritischen Realismus ab und der Eklektik zu. Die wichtigsten Werke dieser Periode: Milton (1878), Krisztus vor Pilat (1881), Golgotha (1883). Seine Landschaftsmalerei war in den 1880er Jahren ausgereift.